An einem Sommermorgen sass ein Schneiderlein auf seinem Tisch am Fenster, war guter Dinge und nähte aus Leibeskräften. Da kam eine Bauersfrau die Strasse herab und rief: "Gut Mus feil! Gut Mus feil!" Das klang dem Schneiderlein lieblich in die Ohren, er steckte sein zartes Haupt zum Fenster hinaus und rief: "Hier herauf, liebe Frau, hier wird sie ihre Ware los."
One summer morning a little tailor was sitting on his board near the window, and working cheerfully with all his might, when an old woman came down the street crying, "Good jelly to sell! good jelly to sell!" The cry sounded pleasant in the little tailor's ears, so he put his head out of the window, and called out, "Here, my good woman, come here, if you want a customer."
Die Frau stieg die drei Treppen mit ihrem schweren Korbe zu dem Schneider herauf und musste die Töpfe sämtlich vor ihm auspacken. Er besah sie alle, hob sie in die Höhe, hielt die Nase dran und sagte endlich: "Das Mus scheint mir gut, wieg sie mir doch vier Lot ab, liebe Frau, wenn's auch ein Viertelpfund ist, kommt es mir nicht darauf an." Die Frau, welche gehofft hatte, einen guten Absatz zu finden, gab ihm, was er verlangte, ging aber ganz ärgerlich und brummig fort. "Nun, das Mus soll mir Gott gesegnen," rief das Schneiderlein, "und soll mir Kraft und Stärke geben," holte das Brot aus dem Schrank, schnitt sich ein Stück über den ganzen Laib und strich das Mus darüber. "Das wird nicht bitter schmecken," sprach er, "aber erst will ich den Wams fertig machen, eh ich anbeisse." Er legte das Brot neben sich, nähte weiter und machte vor Freude immer grössere Stiche.
So the poor woman climbed the steps with her heavy basket, and was obliged to unpack and display all her pots to the tailor. He looked at every one of them, and lifting all the lids, applied his nose to each, and said at last, "The jelly seems pretty good; you may weigh me out four half ounces, or I don't mind having a quarter of a pound." The woman, who had expected to find a good customer, gave him what he asked for, but went off angry and grumbling. "This jelly is the very thing for me," cried the little tailor; "it will give me strength and cunning; "and he took down the bread from the cupboard, cut a whole round of the loaf, and spread the jelly on it, laid it near him, and went on stitching more gallantly than ever.
Indes stieg der Geruch von dem süssen Mus hinauf an die Wand, wo die Fliegen in grosser Menge sassen, so dass sie herangelockt wurden und sich scharenweis darauf niederliessen. "Ei, wer hat euch eingeladen?" sprach das Schneiderlein und jagte die ungebetenen Gäste fort. Die Fliegen aber, die kein Deutsch verstanden, liessen sich nicht abweisen, sondern kamen in immer grösserer Gesellschaft wieder. Da lief dem Schneiderlein endlich, wie man sagt, die Laus über die Leber, es langte aus seiner Hölle nach einem Tuchlappen, und "wart, ich will es euch geben!" schlug es unbarmherzig drauf. Als es abzog und zählte, so lagen nicht weniger als sieben vor ihm tot und streckten die Beine. "Bist du so ein Kerl?" sprach er und musste selbst seine Tapferkeit bewundern, "das soll die ganze Stadt erfahren." Und in der Hast schnitt sich das Schneiderlein einen Gürtel, nähte ihn und stickte mit grossen Buchstaben darauf "siebene auf einen Streich!"
All the while the scent of the sweet jelly was spreading throughout the room, where there were quantities of flies, who were attracted by it and flew to partake. "Now then, who asked you to come?" said the tailor, and drove the unbidden guests away. But the flies, not understanding his language, were not to be got rid of like that, and returned in larger numbers than before. Then the tailor, not being able to stand it any longer, took from his chimney-corner a ragged cloth, and saying, "Now, I'll let you have it!" beat it among them unmercifully. When he ceased, and counted the slain, he found seven lying dead before him. "This is indeed somewhat," he said, wondering at his own gallantry; "the whole town shall know this." So he hastened to cut out a belt, and he stitched it^ and put on it in large capitals "Seven at one blow!"
"Ei was Stadt!" sprach er weiter, "die ganze Welt soll's erfahren! Und sein Herz wackelte ihm vor Freude wie ein Lämmerschwänzchen. Der Schneider band sich den Gürtel um den Leib und wollte in die Welt hinaus, weil er meinte, die Werkstätte sei zu klein für seine Tapferkeit. Eh er abzog, suchte er im Haus herum, ob nichts da wäre, was er mitnehmen könnte, er fand aber nichts als einen alten Käs, den steckte er ein. Vor dem Tore bemerkte er einen Vogel, der sich im Gesträuch gefangen hatte, der musste zu dem Käse in die Tasche. Nun nahm er den Weg tapfer zwischen die Beine, und weil er leicht und behend war, fühlte er keine Müdigkeit.
"The town, did I say!" said the little tailor; "the whole world shall know it!" And his heart quivered with joy, like a lamb's tail. The tailor fastened the belt round him, and began to think of going out into the world, for his workshop seemed too small for his worship. So he looked about in all the house for something that it would be useful to take with him, but he found nothing but an old cheese, which he put in his pocket. Outside the door he noticed that a bird had got caught in the bushes, so he took that and put it in his pocket with the cheese. Then he set out gallantly on his way, and as he was light and active he felt no fatigue.
Der Weg führte ihn auf einen Berg, und als er den höchsten Gipfel erreicht hatte, so sass da ein gewaltiger Riese und schaute sich ganz gemächlich um. Das Schneiderlein ging beherzt auf ihn zu, redete ihn an und sprach: "Guten Tag, Kamerad, gelt, du sitzest da und besiehst dir die weitläufige Welt? Ich bin eben auf dem Wege dahin und will mich versuchen. Hast du Lust mitzugehen?"
The way led over a mountain, and when he reached the topmost peak he saw a terrible giant sitting there, and looking about him at his ease. The tailor went bravely up to him, called out to him, and said, "Comrade, good day! there you sit looking over the wide world! I am on the way thither to seek my fortune: have you a fancy to go with me?"
Der Riese sah den Schneider verächtlich an und sprach: "Du Lump! du miserabler Kerl!" - "Das wäre!" antwortete das Schneiderlein, knöpfte den Rock auf und zeigte dem Riesen den Gürtel, "da kannst du lesen, was ich für ein Mann bin." Der Riese las: "Siebene auf einen Streich," meinte, das wären Menschen gewesen, die der Schneider erschlagen hätte, und kriegte ein wenig Respekt vor dem kleinen Kerl. Doch wollte er ihn erst prüfen, nahm einen Stein in die Hand, und drückte ihn zusammen, dass das Wasser heraustropfte. "Das mach mir nach," sprach der Riese, "wenn du Stärke hast."
The giant looked at the tailor contemptuously, and said, "You little rascal! you miserable fellow!" - "That may be!" answered the little tailor, and undoing his coat he showed the giant his belt; "you can read there whether I am a man or not!" The giant read: "Seven at one blow!" and thinking it meant men that the tailor had killed, felt at once more respect for the little fellow. But as he wanted to prove him, he took up a stone and squeezed it so hard that water came out of it. "Now you can do that," said the giant, "that is, if you have the strength for it."
"Ist's weiter nichts?" sagte das Schneiderlein, "das ist bei unsereinem Spielwerk," griff in die Tasche, holte den weichen Käs und drückte ihn, dass der Saft herauslief. "Gelt," sprach er, "das war ein wenig besser?"
"That's not much," said the little tailor, "I call that play," and he put his hand in his pocket and took out the cheese and squeezed it, so that the whey ran out of it. "Well," said he, "what do you think of that?"
Der Riese wusste nicht, was er sagen sollte, und konnte es von dem Männlein nicht glauben. Da hob der Riese einen Stein auf und warf ihn so hoch, dass man ihn mit Augen kaum noch sehen konnte: "Nun, du Erpelmännchen, das tu mir nach."
The giant did not know what to say to it, for he could not have believed it of the little man. Then the giant took up a stone and threw it so high that it was nearly out of sight. "Now, little fellow, suppose you do that!"
"Gut geworfen," sagte der Schneider, "aber der Stein hat doch wieder zur Erde herabfallen müssen, ich will dir einen werfen, der soll gar nicht wiederkommen"; griff in die Tasche, nahm den Vogel und warf ihn in die Luft. Der Vogel, froh über seine Freiheit, stieg auf, flog fort und kam nicht wieder. "Wie gefällt dir das Stückchen, Kamerad?" fragte der Schneider. "Werfen kannst du wohl," sagte der Riese, "aber nun wollen wir sehen, ob du imstande bist, etwas Ordentliches zu tragen." Er führte das Schneiderlein zu einem mächtigen Eichbaum, der da gefällt auf dem Boden lag, und sagte "wenn du stark genug bist, so hilf mir den Baum aus dem Walde heraustragen."
"Well thrown," said the tailor; "but the stone fell back to earth again, I will throw you one that will never come back." So he felt in his pocket, took out the bird, and threw it into the air. And the bird, when it found itself at liberty, took wing, flew off, and returned no more. "What do you think of that, comrade?" asked the tailor. "There is no doubt that you can throw," said the giant; "but we will see if you can carry." He led the little tailor to a mighty oak-tree which had been felled, and was lying on the ground, and said, "Now, if you are strong enough, help me to carry this tree out of the wood."
"Gerne," antwortete der kleine Mann, "nimm du nur den Stamm auf deine Schulter, ich will die Äste mit dem Gezweig aufheben und tragen, das ist doch das Schwerste." Der Riese nahm den Stamm auf die Schulter, der Schneider aber setzte sich auf einen Ast, und der Riese, der sich nicht umsehen konnte, musste den ganzen Baum und das Schneiderlein noch obendrein forttragen. Es war da hinten ganz lustig und guter Dinge, pfiff das Liedchen "es ritten drei Schneider zum Tore hinaus," als wär das Baumtragen ein Kinderspiel. Der Riese, nachdem er ein Stück Wegs die schwere Last fortgeschleppt hatte, konnte nicht weiter und rief: "Hör, ich muss den Baum fallen lassen."
"Willingly," answered the little man; "you take the trunk on your shoulders, I will take the branches with all their foliage, that is much the most difficult." So the giant took the trunk on his shoulders, and the tailor seated himself on a branch, and the giant, who could not see what he was doing, had the whole tree to carry, and the little man on it as well. And the little man was very cheerful and merry, and whistled the tune: "There were three tailors riding by" as if carrying the tree was mere child's play. The giant, when he had struggled on under his heavy load a part of the way, was tired out, and cried, "Look here, I must let go the tree!"
Der Schneider sprang behendiglich herab, fasste den Baum mit beiden Armen, als wenn er ihn getragen hätte, und sprach zum Riesen: "Du bist ein so grosser Kerl und kannst den Baum nicht einmal tragen."
The tailor jumped off quickly, and taking hold of the tree with both arms, as if he were carrying it, said to the giant, "You see you can't carry the tree though you are such a big fellow!"
Sie gingen zusammen weiter, und als sie an einem Kirschbaum vorbeigingen, fasste der Riese die Krone des Baums, wo die zeitigsten Früchte hingen, bog sie herab, gab sie dem Schneider in die Hand und hiess ihn essen. Das Schneiderlein aber war viel zu schwach, um den Baum zu halten, und als der Riese losliess, fuhr der Baum in die Höhe, und der Schneider ward mit in die Luft geschnellt. Als er wieder ohne Schaden herabgefallen war, sprach der Riese: "Was ist das, hast du nicht Kraft, die schwache Gerte zu halten?"
They went on together a little farther, and presently they came to a cherry-tree, and the giant took hold of the topmost branches, where the ripest fruit hung, and pulling them downwards, gave them to the tailor to hold, bidding him eat. But the little tailor was much too weak to hold the tree, and as the giant let go, the tree sprang back, and the tailor was caught up into the air. And when he dropped down again without any damage, the giant said to him, "How is this? haven't you strength enough to hold such a weak sprig as that?"
"An der Kraft fehlt es nicht," antwortete das Schneiderlein, "meinst du, das wäre etwas für einen, der siebene mit einem Streich getroffen hat? Ich bin über den Baum gesprungen, weil die Jäger da unten in das Gebüsch schiessen. Spring nach, wenn dus vermagst." Der Riese machte den Versuch, konnte aber nicht über den Baum kommen, sondern blieb in den Ästen hängen, also dass das Schneiderlein auch hier die Oberhand behielt.
"It is not strength that is lacking," answered the little tailor; "how should it to one who has slain seven at one blow! I just jumped over the tree because the hunters are shooting down there in the bushes. You jump it too, if you can." The giant made the attempt, and not being able to vault the tree, he remained hanging in the branches, so that once more the little tailor got the better of him.
Der Riese sprach: "Wenn du ein so tapferer Kerl bist, so komm mit in unsere Höhle und übernachte bei uns." Das Schneiderlein war bereit und folgte ihm. Als sie in der Höhle anlangten, sassen da noch andere Riesen beim Feuer, und jeder hatte ein gebratenes Schaf in der Hand und ass davon. Das Schneiderlein sah sich um und dachte: "Es ist doch hier viel weitläufiger als in meiner Werkstatt." Der Riese wies ihm ein Bett an und sagte, er sollte sich hineinlegen und ausschlafen. Dem Schneiderlein war aber das Bett zu gross, er legte sich nicht hinein, sondern kroch in eine Ecke.
Then said the giant, "As you are such a gallant fellow, suppose you come with me to our den, and stay the night." The tailor was quite willing, and he followed him. When they reached the den there sat some other giants by the fire, and each had a roasted sheep in his hand, and was eating it. The little tailor looked round and thought, "There is more elbow-room here than in my workshop." And the giant showed him a bed, and told him he had better lie down upon it and go to sleep. The bed was, however, too big for the tailor, so he did not stay in it, but crept into a corner to sleep.
Als es Mitternacht war und der Riese meinte, das Schneiderlein läge in tiefem Schlafe, so stand er auf, nahm eine grosse Eisenstange und schlug das Bett mit einem Schlag durch, und meinte, er hätte dem Grashüpfer den Garaus gemacht.
As soon as it was midnight the giant got up, took a great staff of iron and beat the bed through with one stroke, and supposed he had made an end of that grasshopper of a tailor.
Mit dem frühsten Morgen gingen die Riesen in den Wald und hatten das Schneiderlein ganz vergessen, da kam es auf einmal ganz lustig und verwegen dahergeschritten. Die Riesen erschraken, fürchteten, es schlüge sie alle tot, und liefen in einer Hast fort.
Very early in the morning the giants went into the wood and forgot all about the little tailor, and when they saw him coming after them alive and merry, they were terribly frightened, and, thinking he was going to kill them, they ran away in all haste.
Das Schneiderlein zog weiter, immer seiner spitzen Nase nach. Nachdem es lange gewandert war, kam es in den Hof eines königlichen Palastes, und da es Müdigkeit empfand, so legte es sich ins Gras und schlief ein. Während es da lag, kamen die Leute, betrachteten es von allen Seiten und lasen auf dem Gürtel: "Siebene auf einen Streich." - "Ach," sprachen sie, "was will der grosse Kriegsheld hier mitten im Frieden? Das muss ein mächtiger Herr sein." Sie gingen und meldeten es dem König, und meinten, wenn Krieg ausbrechen sollte, wäre das ein wichtiger und nützlicher Mann, den man um keinen Preis fortlassen dürfte.
So the little tailor marched on, always following his nose. And after he had gone a great way he entered the courtyard belonging to a King's palace, and there he felt so overpowered with fatigue that he lay down and fell asleep. In the meanwhile came various people, who looked at him very curiously, and read on his belt, "Seven at one blow!" - "Oh!" said they, "why should this great lord come here in time of peace? what a mighty champion he must be." Then they went and told the King about him, and they thought that if war should break out what a worthy and useful man he would be, and that he ought not to be allowed to depart at any price.
Dem König gefiel der Rat, und er schickte einen von seinen Hofleuten an das Schneiderlein ab, der sollte ihm, wenn es aufgewacht wäre, Kriegsdienste anbieten. Der Abgesandte blieb bei dem Schläfer stehen, wartete, bis er seine Glieder streckte und die Augen aufschlug, und brachte dann seinen Antrag vor. "Eben deshalb bin ich hierher gekommen," antwortete er, "ich bin bereit, in des Königs Dienste zu treten." Also ward er ehrenvoll empfangen und ihm eine besondere Wohnung angewiesen. Die Kriegsleute aber waren dem Schneiderlein aufgesessen und wünschten, es wäre tausend Meilen weit weg. "Was soll daraus werden?" sprachen sie untereinander, "wenn wir Zank mit ihm kriegen und er haut zu, so fallen auf jeden Streich siebene. Da kann unsereiner nicht bestehen." Also fassten sie einen Entschluss, begaben sich allesamt zum König und baten um ihren Abschied. "Wir sind nicht gemacht," sprachen sie, "neben einem Mann auszuhalten, der siebene auf einen Streich schlägt." Der König war traurig, dass er um des einen willen alle seine treuen Diener verlieren sollte, wünschte, dass seine Augen ihn nie gesehen hätten, und wäre ihn gerne wieder los gewesen. Aber er getrauete sich nicht, ihm den Abschied zu geben, weil er fürchtete, er möchte ihn samt seinem Volke totschlagen und sich auf den königlichen Thron setzen.
The King then summoned his council, and sent one of his courtiers to the little tailor to beg him, so soon as he should wake up, to consent to serve in the King's army. So the messenger stood and waited at the sleeper's side until his limbs began to stretch, and his eyes to open, and then he carried his answer back. And the answer was, "That was the reason for which I came," said the little tailor, "I am ready to enter the King's service." So he was received into it very honourably, and a separate dwelling set apart for him. But the rest of the soldiers were very much set against the little tailor, and they wished him a thousand miles away. "What shall be done about it?" they said among themselves; "if we pick a quarrel and fight with him then seven of us will fall at each blow. That will be of no good to us." So they came to a resolution, and went all together to the King to ask for their discharge. "We never intended," said they, "to serve with a man who kills seven at a blow." The King felt sorry to lose all his faithful servants because of one man, and he wished that he had never seen him, and would willingly get rid of him if he might. But he did not dare to dismiss the little tailor for fear he should kill all the King's people, and place himself upon the throne.
Er sann lange hin und her, endlich fand er einen Rat. Er schickte zu dem Schneiderlein und liess ihm sagen, weil er ein so grosser Kriegsheld wäre, so wollte er ihm ein Anerbieten machen. In einem Walde seines Landes hausten zwei Riesen, die mit Rauben, Morden, Sengen und Brennen grossen Schaden stifteten, niemand dürfte sich ihnen nahen, ohne sich in Lebensgefahr zu setzen. Wenn er diese beiden Riesen überwände und tötete, so wollte er ihm seine einzige Tochter zur Gemahlin geben und das halbe Königreich zur Ehesteuer; auch sollten hundert Reiter mitziehen und ihm Beistand leisten. "Das wäre so etwas für einen Mann, wie du bist," dachte das Schneiderlein, "eine schöne Königstochter und ein halbes Königreich wird einem nicht alle Tage angeboten."
He thought a long while about it, and at last made up his mind what to do. He sent for the little tailor, and told him that as he was so great a warrior he had a proposal to make to him. He told him that in a wood in his dominions dwelt two giants, who did great damage by robbery, murder, and fire, and that no man durst go near them for fear of his life. But that if the tailor should overcome and slay both these giants the King would give him his only daughter in marriage, and half his kingdom as dowry, and that a hundred horsemen should go with him to give him assistance. "That would be something for a man like me 1"thought the little tailor, "a beautiful princess and half a kingdom are not to be had every day."
"O ja," gab er zur Antwort, "die Riesen will ich schon bändigen, und habe die hundert Reiter dabei nicht nötig: wer siebene auf einen Streich trifft, braucht sich vor zweien nicht zu fürchten."
And he said to the King, "Oh yes, I can soon overcome the giants, and yet have no need of the hundred horsemen; he who can kill seven at one blow has no need to be afraid of two."
Das Schneiderlein zog aus, und die hundert Reiter folgten ihm. Als er zu dem Rand des Waldes kam, sprach er zu seinen Begleitern: "Bleibt hier nur halten, ich will schon allein mit den Riesen fertig werden." Dann sprang er in den Wald hinein und schaute sich rechts und links um. Über ein Weilchen erblickte er beide Riesen: sie lagen unter einem Baume und schliefen und schnarchten dabei, dass sich die Äste auf- und niederbogen. Das Schneiderlein, nicht faul, las beide Taschen voll Steine und stieg damit auf den Baum. Als es in der Mitte war, rutschte es auf einen Ast, bis es gerade über die Schläfer zu sitzen kam, und liess dem einen Riesen einen Stein nach dem andern auf die Brust fallen. Der Riese spürte lange nichts, doch endlich wachte er auf, stiess seinen Gesellen an und sprach: "Was schlägst du mich?"
So the little tailor set out, and the hundred horsemen followed him. When he came to the border of the wood he said to his escort, "Stay here while I go to attack the giants." Then he sprang into the wood, and looked about him right and left. After a while he caught sight of the two giants; they were lying down under a tree asleep, and snoring so that all the branches shook. The little tailor, all alive, filled both his pockets with stones and climbed up into the tree, and made his way to an overhanging bough, so that he could seat himself just above the sleepers; and from there he let one stone after another fall on the chest of one of the giants. For a long time the giant was quite unaware of this, but at last he waked up and pushed his comrade, and said, "What are you hitting me for?"
"Du träumst," sagte der andere, "ich schlage dich nicht." Sie legten sich wieder zum Schlaf, da warf der Schneider auf den zweiten einen Stein herab. "Was soll das?" rief der andere, "warum wirfst du mich?"
"You are dreaming," said the other, "I am not touching you." And they composed themselves again to sleep, and the tailor let fall a stone on the other giant. "What can that be?" cried he, "what are you casting at me?"
"Ich werfe dich nicht," antwortete der erste und brummte. Sie zankten sich eine Weile herum, doch weil sie müde waren, liessen sies gut sein, und die Augen fielen ihnen wieder zu. Das Schneiderlein fing sein Spiel von neuem an, suchte den dicksten Stein aus und warf ihn dem ersten Riesen mit aller Gewalt auf die Brust. "Das ist zu arg!" schrie er, sprang wie ein Unsinniger auf und stiess seinen Gesellen wider den Baum, dass dieser zitterte. Der andere zahlte mit gleicher Münze, und sie gerieten in solche Wut, dass sie Bäume ausrissen, aufeinander losschlugen, so lang, bis sie endlich beide zugleich tot auf die Erde fielen. Nun sprang das Schneiderlein herab. "Ein Glück nur," sprach es, "dass sie den Baum, auf dem ich sass, nicht ausgerissen haben, sonst hätte ich wie ein Eichhörnchen auf einen andere springen müssen; doch unsereiner ist flüchtig!" Es zog sein Schwert und versetzte jedem ein paar tüchtige Hiebe in die Brust, dann ging es hinaus zu den Reitern und sprach: "Die Arbeit ist getan, ich habe beiden den Garaus gemacht; aber hart ist es hergegangen, sie haben in der Not Bäume ausgerissen und sich gewehrt, doch das hilft alles nichts, wenn einer kommt wie ich, der siebene auf einen Streich schlägt."
"I am casting nothing at you," answered the first, grumbling. They disputed about it for a while, but as they were tired, they gave it up at last, and their eyes closed once more. Then the little tailor began his game anew, picked out a heavier stone and threw it down with force upon the first giant's chest. "This is too much!" cried he, and sprang up like a madman and struck his companion such a blow that the tree shook above them. The other paid him back with ready coin, and they fought with such fury that they tore up trees by their roots to use for weapons against each other, so that at last they both of them lay dead upon the ground. And now the little tailor got down. "Another piece of luck!" said he, "that the tree I was sitting in did not get torn up too, or else I should have had to jump like a squirrel from one tree to another." Then he drew his sword and gave each of the giants a few hacks in the breast, and went back to the horsemen and said, "The deed is done, I have made an end of both of them: but it went hard with me, in the struggle they rooted up trees to defend themselves, but it was of no use, they had to do with a man who can kill seven at one blow."
"Seid Ihr denn nicht verwundet?" fragten die Reiter. "Das hat gute Wege," antwortete der Schneider, "kein Haar haben sie mir gekrümmt." Die Reiter wollten ihm keinen Glauben beimessen und ritten in den Wald hinein; da fanden sie die Riesen in ihrem Blute schwimmend, und ringsherum lagen die ausgerissenen Bäume. Das Schneiderlein verlangte von dem König die versprochene Belohnung, den aber reute sein Versprechen und er sann aufs neue, wie er sich den Helden vom Halse schaffen könnte. "Ehe du meine Tochter und das halbe Reich erhältst," sprach er zu ihm, "musst du noch eine Heldentat vollbringen. In dem Walde läuft ein Einhorn, das grossen Schaden anrichtet, das musst du erst einfangen."
"Then are you not wounded?" asked the horsemen. "Nothing of the sort!" answered the tailor, "I have not turned a hair." The horsemen still would not believe it, and rode into the wood to see, and there they found the giants wallowing in their blood, and all about them lying the uprooted trees. The little tailor then claimed the promised boon, but the King repented him of his offer, and he sought again how to rid himself of the hero. "Before you can possess my daughter and the half of my kingdom," said he to the tailor, "you must perform another heroic act. In the wood lives a unicorn who does great damage; you must secure him."
"Vor einem Einhorne fürchte ich mich noch weniger als vor zwei Riesen; siebene auf einen Streich, das ist meine Sache." Er nahm sich einen Strick und eine Axt mit, ging hinaus in den Wald, und hiess abermals die, welche ihm zugeordnet waren, aussen warten.
"A unicorn does not strike more terror into me than two giants. Seven at one blow! - that is my way," was the tailor's answer. So, taking a rope and an axe with him, he went out into the wood, and told those who were ordered to attend him to wait outside.
Er bauchte nicht lange zu suchen, das Einhorn kam bald daher und sprang geradezu auf den Schneider los, als wollte es ihn ohne Umstände aufspiessen. "Sachte, sachte," sprach er, "so geschwind geht das nicht," blieb stehen und wartete, bis das Tier ganz nahe war, dann sprang er behendiglich hinter den Baum. Das Einhorn rannte mit aller Kraft gegen den Baum und spiesste sein Horn so fest in den Stamm, dass es nicht Kraft genug hatte, es wieder herauszuziehen, und so war es gefangen. "Jetzt hab ich das Vöglein," sagte der Schneider, kam hinter dem Baum hervor, legte dem Einhorn den Strick erst um den Hals, dann hieb er mit der Axt das Horn aus dem Baum, und als alles in Ordnung war, führte er das Tier ab und brachte es dem König.
He had not far to seek, the unicorn soon came out and sprang at him, as if he would make an end of him without delay. "Softly, softly," said he, "most haste, worst speed," and remained standing until the animal came quite near, then he slipped quietly behind a tree. The unicorn ran with all his might against the tree and stuck his horn so deep into the trunk that he could not get it out again, and so was taken. "Now I have you," said the tailor, coming out from behind the tree, and, putting the rope round the unicorn's neck, he took the axe, set free the horn, and when all his party were assembled he led forth the animal and brought it to the King.
Der König wollte ihm den verheissenen Lohn noch nicht gewähren und machte eine dritte Forderung. Der Schneider sollte ihm vor der Hochzeit erst ein Wildschwein fangen, das in dem Wald grossen Schaden tat; die Jäger sollten ihm Beistand leisten. "Gerne," sprach der Schneider, "das ist ein Kinderspiel." Die Jäger nahm er nicht mit in den Wald, und sie warens wohl zufrieden, denn das Wildschwein hatte sie schon mehrmals so empfangen, dass sie keine Lust hatten, ihm nachzustellen.
The King did not yet wish to give him the promised reward, and set him a third task to do. Before the wedding could take place the tailor was to secure a wild boar which had done a great deal of damage in the wood. The huntsmen were to accompany him. "All right," said the tailor, "this is child's play." But he did not take the huntsmen into the wood, and they were all the better pleased, for the wild boar had many a time before received them in such a way that they had no fancy to disturb him.
Als das Schwein den Schneider erblickte, lief es mit schäumendem Munde und wetzenden Zähnen auf ihn zu und wollte ihn zur Erde werfen; der flüchtige Held aber sprang in eine Kapelle, die in der Nähe war, und gleich oben zum Fenster in einem Satze wieder hinaus. Das Schwein war hinter ihm hergelaufen, er aber hüpfte aussen herum und schlug die Türe hinter ihm zu; da war das wütende Tier gefangen, das viel zu schwer und unbehilflich war, um zu dem Fenster hinauszuspringen. Das Schneiderlein rief die Jäger herbei, die mussten den Gefangenen mit eigenen Augen sehen; der Held aber begab sich zum Könige, der nun, er mochte wollen oder nicht, sein Versprechen halten musste und ihm seine Tochter und das halbe Königreich übergab. Hätte er gewusst, dass kein Kriegsheld, sondern ein Schneiderlein vor ihm stand, es wäre ihm noch mehr zu Herzen gegangen. Die Hochzeit ward also mit grosser Pracht und kleiner Freude gehalten, und aus einem Schneider ein König gemacht.
When the boar caught sight of the tailor he ran at him with foaming mouth and gleaming tusks to bear him to the ground, but the nimble hero rushed into a chapel which chanced to be near, and jumped quickly out of a window on the other side. The boar ran after him, and when he got inside the door shut after him, and there he was imprisoned, for the creature was too big and unwieldy to jump out of the window too. Then the little tailor called the huntsmen that they might see the prisoner with their own eyes; and then he betook himself to the king, who now, whether he liked it or not, was obliged to fulfil his promise, and give him his daughter and the half of his kingdom. But if he had known that the great warrior was only a little tailor he would have taken it still more to heart. So the wedding was celebrated with great splendour and little joy, and the tailor was made into a king.
Nach einiger Zeit hörte die junge Königin in der Nacht, wie ihr Gemahl im Traume sprach: "Junge, mach mir den Wams und flick mir die Hosen, oder ich will dir die Elle über die Ohren schlagen." Da merkte sie, in welcher Gasse der junge Herr geboren war, klagte am andern Morgen ihrem Vater ihr Leid und bat, er möchte ihr von dem Manne helfen, der nichts anders als ein Schneider wäre. Der König sprach ihr Trost zu und sagte: "Lass in der nächsten Nacht deine Schlafkammer offen, meine Diener sollen aussen stehen und, wenn er eingeschlafen ist, hineingehen, ihn binden und auf ein Schiff tragen, das ihn in die weite Welt führt." Die Frau war damit zufrieden, des Königs Waffenträger aber, der alles mit angehört hatte, war dem jungen Herrn gewogen und hinterbrachte ihm den ganzen Anschlag. "Dem Ding will ich einen Riegel vorschieben," sagte das Schneiderlein.
One night the young queen heard her husband talking in his sleep and saying, "Now boy, make me that waistcoat and patch me those breeches, or I will lay my yard measure about your shoulders!" And so, as she perceived of what low birth her husband was, she went to her father the next morning and told him all, and begged him to set her free from a man who was nothing better than a tailor. The king bade her be comforted, saying, "To-night leave your bedroom door open, my guard shall stand outside, and when he is asleep they shall come in and bind him and carry him off to a ship, and he shall be sent to the other side of the world." So the wife felt consoled, but the king's water-bearer, who had been listening all the while, went to the little tailor and disclosed to him the whole plan. "I shall put a stop to all this," said he.
Abends legte es sich zu gewöhnlicher Zeit mit seiner Frau zu Bett; als sie glaubte, er sei eingeschlafen, stand sie auf, öffnete die Tür und legte sich wieder. Das Schneiderlein, das sich nur stellte, als wenn es schlief, fing an mit heller Stimme zu rufen: "Junge, mach den Wams und flick mir die Hosen, oder ich will dir die Elle über die Ohren schlagen! Ich habe siebene mit einem Streiche getroffen, zwei Riesen getötet, ein Einhorn fortgeführt und ein Wildschwein gefangen, und sollte mich vor denen fürchten, die draussen vor der Kammer stehen!" Als diese den Schneider sprechen hörten, überkam sie eine grosse Furcht, sie liefen, als wenn das wilde Heer hinter ihnen wäre, und keiner wollte sich mehr an ihn wagen. Also war und blieb das Schneiderlein sein Lebtag König.
At night he lay down as usual in bed, and when his wife thought that he was asleep, she got up, opened the door and lay down again. The little tailor, who only made believe to be asleep, began to murmur plainly, "Now, boy, make me that waistcoat and patch me those breeches, or I will lay my yard measure about your shoulders! I have slain seven at one blow, killed two giants, caught a unicorn, and taken a wild boar, and shall I be afraid of those who are standing outside my room door?" And when they heard the tailor say this, a great fear seized them; they fled away as if they had been wild hares, and none of them would venture to attack him. And so the little tailor all his lifetime remained a king.