Es war einmal ein armer Mann, der konnte seinen einzigen Sohn nicht mehr ernähren. Da sprach der Sohn 'lieber Vater, es geht Euch so kümmerlich, ich falle Euch zur Last, lieber will ich selbst fortgehen und sehen, wie ich mein Brot verdiene.' Da gab ihm der Vater seinen Segen und nahm mit großer Trauer von ihm Abschied. Zu dieser Zeit führte der König eines mächtigen Reichs Krieg, der Jüngling nahm Dienste bei ihm und zog mit ins Feld. Und als er vor den Feind kam, so ward eine Schlacht geliefert, und es war große Gefahr und regnete blaue Bohnen, daß seine Kameraden von allen Seiten niederfielen. Und als auch der Anführer blieb, so wollten die übrigen die Flucht ergreifen, aber der Jüngling trat heraus, sprach ihnen Mut zu und rief 'wir wollen unser Vaterland nicht zugrunde gehen lassen.' Da folgten ihm die andern, und er drang ein und schlug den Feind. Der König, als er hörte, daß er ihm allein den Sieg zu danken habe, erhob ihn über alle andern, gab ihm große Schätze und machte ihn zum Ersten in seinem Reich.
There was once on a time a poor man, who could no longer support his only son. Then said the son, "Dear father, things go so badly with us that I am a burden to you. I would rather go away and see how I can earn my bread." So the father gave him his blessing, and with great sorrow took leave of him. At this time the King of a mighty empire was at war, and the youth took service with him, and with him went out to fight. And when he came before the enemy, there was a battle, and great danger, and it rained shot until his comrades fell on all sides, and when the leader also was killed, those left were about to take flight, but the youth stepped forth, spoke boldly to them, and cried, "We will not let our fatherland be ruined!" Then the others followed him, and he pressed on and conquered the enemy. When the King heard that he owed the victory to him alone, he raised him above all the others, gave him great treasures, and made him the first in the kingdom.
Der König hatte eine Tochter, die war sehr schön, aber sie war auch sehr wunderlich. Sie hatte das Gelübde getan, keinen zum Herrn und Gemahl zu nehmen, der nicht verspräche, wenn sie zuerst stürbe, sich lebendig mit ihr begraben zu lassen. 'Hat er mich von Herzen lieb,' sagte sie, 'wozu dient ihm dann noch das Leben?' Dagegen wollte sie ein Gleiches tun, und wenn er zuerst stürbe, mit ihm in das Grab steigen. Dieses seltsame Gelübde hatte bis jetzt alle Freier abgeschreckt, aber der Jüngling wurde von ihrer Schönheit so eingenommen, daß er auf nichts achtete, sondern bei ihrem Vater um sie anhielt. 'Weißt du auch,' sprach der König, 'was du versprechen mußt?' 'Ich muß mit ihr in das Grab gehen,' antwortete er, 'wenn ich sie überlebe, aber meine Liebe ist so groß, daß ich der Gefahr nicht achte.' Da willigte der König ein, und die Hochzeit ward mit großer Pracht gefeiert.
The King had a daughter who was very beautiful, but she was also very strange. She had made a vow to take no one as her lord and husband who did not promise to let himself be buried alive with her if she died first. "If he loves me with all his heart," said she, "of what use will life be to him afterwards?" On her side she would do the same, and if he died first, would go down to the grave with him. This strange oath had up to this time frightened away all wooers, but the youth became so charmed with her beauty that he cared for nothing, but asked her father for her. "But dost thou know what thou must promise?" said the King. "I must be buried with her," he replied, "if I outlive her, but my love is so great that I do not mind the danger." Then the King consented, and the wedding was solemnized with great splendour.
Nun lebten sie eine Zeitlang glücklich und vergnügt miteinander, da geschah es, daß die junge Königin in eine schwere Krankheit fiel, und kein Arzt konnte ihr helfen. Und als sie tot dalag, da erinnerte sich der junge König, was er hatte versprechen müssen, und es grauste ihm davor, sich lebendig in das Grab zu legen, aber es war kein Ausweg: der König hatte alle Tore mit Wachen besetzen lassen, und es war nicht möglich, dem Schicksal zu entgehen. Als der Tag kam, wo die Leiche in das königliche Gewölbe beigesetzt wurde, da ward er mit hinabgeführt, und dann das Tor verriegelt und verschlossen.
They lived now for a while happy and contented with each other, and then it befell that the young Queen was attacked by a severe illness, and no physician could save her. And as she lay there dead, the young King remembered what he had been obliged to promise, and was horrified at having to lie down alive in the grave, but there was no escape. The King had placed sentries at all the gates, and it was not possible to avoid his fate. When the day came when the corpse was to be buried, he was taken down into the royal vault with it and then the door was shut and bolted.
Neben dem Sarg stand ein Tisch, darauf vier Lichter, vier Laibe Brot und vier Flaschen Wein. Sobald dieser Vorrat zu Ende ging, mußte er verschmachten. Nun saß er da voll Schmerz und Trauer, aß jeden Tag nur ein Bißlein Brot, trank nur einen Schluck Wein, und sah doch, wie der Tod immer näher rückte. Indem er so vor sich hinstarrte, sah er aus der Ecke des Gewölbes eine Schlange hervorkriechen, die sich der Leiche näherte. Und weil er dachte, sie käme, um daran zu nagen, zog er sein Schwert und sprach 'solange ich lebe, sollst du sie nicht anrühren,' und hieb sie in drei Stücke. Über ein Weilchen kroch eine zweite Schlange aus der Ecke hervor, als sie aber die andere tot und zerstückt liegen sah, ging sie zurück, kam bald wieder und hatte drei grüne Blätter im Munde. Dann nahm sie die drei Stücke von der Schlange, legte sie, wie sie zusammengehörten, und tat auf jede Wunde eins von den Blättern. Alsbald fügte sich das Getrennte aneinander, die Schlange regte sich und ward wieder lebendig, und beide eilten miteinander fort. Die Blätter blieben auf der Erde liegen, und dem Unglücklichen, der alles mit angesehen hatte, kam es in die Gedanken, ob nicht die wunderbare Kraft der Blätter, welche die Schlange wieder lebendig gemacht hatte, auch einem Menschen helfen könnte. Er hob also die Blätter auf und legte eins davon auf den Mund der Toten, die beiden andern auf ihre Augen. Und kaum war es geschehen, so bewegte sich das Blut in den Adern, stieg in das bleiche Angesicht und rötete es wieder. Da zog sie Atem, schlug die Augen auf und sprach 'ach, Gott, wo bin ich?' 'Du bist bei mir, liebe Frau,' antwortete er, und erzählte ihr, wie alles gekommen war und er sie wieder ins Leben erweckt hatte. Dann reichte er ihr etwas Wein und Brot, und als sie wieder zu Kräften gekommen war, erhob sie sich, und sie gingen zu der Türe, und klopften und riefen so laut, daß es die Wa chen hörten und dem König meldeten. Der König kam selbst herab und öffnete die Türe, da fand er beide frisch und gesund und freute sich mit ihnen, daß nun alle Not überstanden war. Die drei Schlangenblätter aber nahm der junge König mit, gab sie einem Diener und sprach 'verwahr sie mir sorgfältig, und trag sie zu jeder Zeit bei dir, wer weiß, in welcher Not sie uns noch helfen können.'
Near the coffin stood a table on which were four candles, four loaves of bread, and four bottles of wine, and when this provision came to an end, he would have to die of hunger. And now he sat there full of pain and grief, ate every day only a little piece of bread, drank only a mouthful of wine, and nevertheless saw death daily drawing nearer. Whilst he thus gazed before him, he saw a snake creep out of a corner of the vault and approach the dead body. And as he thought it came to gnaw at it, he drew his sword and said, "As long as I live, thou shalt not touch her," and hewed the snake in three pieces. After a time a second snake crept out of the hole, and when it saw the other lying dead and cut in pieces, it went back, but soon came again with three green leaves in its mouth. Then it took the three pieces of the snake, laid them together, as they ought to go, and placed one of the leaves on each wound. Immediately the severed parts joined themselves together, the snake moved, and became alive again, and both of them hastened away together. The leaves were left lying on the ground, and a desire came into the mind of the unhappy man who had been watching all this, to know if the wondrous power of the leaves which had brought the snake to life again, could not likewise be of service to a human being. So he picked up the leaves and laid one of them on the mouth of his dead wife, and the two others on her eyes. And hardly had he done this than the blood stirred in her veins, rose into her pale face, and coloured it again. Then she drew breath, opened her eyes, and said, "Ah, God, where am I?" - "Thou art with me, dear wife," he answered, and told her how everything had happened, and how he had brought her back again to life. Then he gave her some wine and bread, and when she had regained her strength, he raised her up and they went to the door and knocked, and called so loudly that the sentries heard it, and told the King. The King came down himself and opened the door, and there he found both strong and well, and rejoiced with them that now all sorrow was over. The young King, however, took the three snake-leaves with him, gave them to a servant and said, "Keep them for me carefully, and carry them constantly about thee; who knows in what trouble they may yet be of service to us!"
Es war aber in der Frau, nachdem sie wieder ins Leben war erweckt worden, eine Veränderung vorgegangen: es war, als ob alle Liebe zu ihrem Manne aus ihrem Herzen gewichen wäre. Als er nach einiger Zeit eine Fahrt zu seinem alten Vater über das Meer machen wollte, und sie auf ein Schiff gestiegen waren, so vergaß sie die große Liebe und Treue, die er ihr bewiesen, und womit er sie vom Tode gerettet hatte, und faßte eine böse Neigung zu dem Schiffer. Und als der junge König einmal dalag und schlief, rief sie den Schiffer herbei, und faßte den Schlafenden am Kopfe, und der Schiffer mußte ihn an den Füßen fassen, und so warfen sie ihn hinab ins Meer. Als die Schandtat vollbracht war, sprach sie zu ihm 'nun laß uns heimkehren und sagen, er sei unterwegs gestorben. Ich will dich schon bei meinem Vater so herausstreichen und rühmen, daß er mich mit dir vermählt und dich zum Erben seiner Krone einsetzt.' Aber der treue Diener, der alles mit angesehen hatte, machte unbemerkt ein kleines Schifflein von dem großen los, setzte sich hinein, schiffte seinem Herrn nach, und ließ die Verräter fortfahren. Er fischte den Toten wieder auf, und mit Hilfe der drei Schlangenblätter, die er bei sich trug und auf die Augen und den Mund legte, brachte er ihn glücklich wieder ins Leben.
A change had, however, taken place in his wife; after she had been restored to life, it seemed as if all love for her husband had gone out of her heart. After some time, when he wanted to make a voyage over the sea, to visit his old father, and they had gone on board a ship, she forgot the great love and fidelity which he had shown her, and which had been the means of rescuing her from death, and conceived a wicked inclination for the skipper. And once when the young King lay there asleep, she called in the skipper and seized the sleeper by the head, and the skipper took him by the feet, and thus they threw him down into the sea. When the shameful deed was done, she said, "Now let us return home, and say that he died on the way. I will extol and praise thee so to my father that he will marry me to thee, and make thee the heir to his crown." But the faithful servant who had seen all that they did, unseen by them, unfastened a little boat from the ship, got into it, sailed after his master, and let the traitors go on their way. He fished up the dead body, and by the help of the three snake-leaves which he carried about with him, and laid on the eyes and mouth, he fortunately brought the young King back to life.
Sie ruderten beide aus allen Kräften Tag und Nacht, und ihr kleines Schiff flog so schnell dahin, daß sie früher als das andere bei dem alten König anlangten. Er verwunderte sich, als er sie allein kommen sah, und fragte, was ihnen begegnet wäre. Als er die Bosheit seiner Tochter vernahm, sprach er 'ich kanns nicht glauben, daß sie so schlecht gehandelt hat, aber die Wahrheit wird bald an den Tag kommen,' und hieß beide in eine verborgene Kammer gehen und sich vor jedermann heimlich halten. Bald hernach kam das große Schiff herangefahren, und die gottlose Frau erschien vor ihrem Vater mit einer betrübten Miene. Er sprach 'warum kehrst du allein zurück? wo ist dein Mann?' 'Ach, lieber Vater,' antwortete sie, 'ich komme in großer Trauer wieder heim, mein Mann ist während der Fahrt plötzlich erkrankt und gestorben, und wenn der gute Schiffer mir nicht Beistand geleistet hätte, so wäre es mir schlimm ergangen; er ist bei seinem Tode zugegen gewesen und kann Euch alles erzählen.' Der König sprach 'ich will den Toten wieder lebendig machen,' und öffnete die Kammer, und hieß die beiden herausgehen. Die Frau, als sie ihren Mann erblickte, war wie vom Donner gerührt, sank auf die Knie und bat um Gnade. Der König sprach 'da ist keine Gnade, er war bereit, mit dir zu sterben, und hat dir dein Leben wiedergegeben, du aber hast ihn im Schlaf umgebracht, und sollst deinen verdienten Lohn empfangen.' Da ward sie mit ihrem Helfershelfer in ein durchlöchertes Schiff gesetzt und hinaus ins Meer getrieben, wo sie bald in den Wellen versanken.
They both rowed with all their strength day and night, and their little boat flew so swiftly that they reached the old King before the others did. He was astonished when he saw them come alone, and asked what had happened to them. When he learnt the wickedness of his daughter he said, "I cannot believe that she has behaved so ill, but the truth will soon come to light," and bade both go into a secret chamber and keep themselves hidden from every one. Soon afterwards the great ship came sailing in, and the godless woman appeared before her father with a troubled countenance. He said, "Why dost thou come back alone? Where is thy husband?" - "Ah, dear father," she replied, "I come home again in great grief; during the voyage, my husband became suddenly ill and died, and if the good skipper had not given me his help, it would have gone ill with me. He was present at his death, and can tell you all." The King said, "I will make the dead alive again," and opened the chamber, and bade the two come out. When the woman saw her husband, she was thunderstruck, and fell on her knees and begged for mercy. The King said, "There is no mercy. He was ready to die with thee and restored thee to life again, but thou hast murdered him in his sleep, and shalt receive the reward that thou deservest." Then she was placed with her accomplice in a ship which had been pierced with holes, and sent out to sea, where they soon sank amid the waves.